Thursday, May 13, 2010

SWEET STRUCTURES - homemade, a performance by simone westerwinter


Sweet structures, homemade

In ihrer Performance „Sweet structures, homemade“ thematisiert die
Stuttgarter Künstlerin Simone Westerwinter die Gleichzeitigkeit von
Gegensätzlichem: an einem Markstand im Ausstellungsraum kann der
Besucher sich entscheiden. Entweder wählt er frisch zubereitete
Zuckerwatte, oder er lässt sich von der Künstlerin ein schillerndes
Hämatom schminken. Die unterschiedlichen Aktionen veranschaulichen
damit zwei widerstrebende Erfahrungen des Lebens. Manchmal ist es ein
Geschenk, fast klebrig-süß wie das Zuckergespinst am Jahrmarktstand,
dann hat es wiederum die Härte eines Faustkampfes. Und wenn man genau
hinschaut sieht man daß es nur eine Fälschung ist.
Simone Westerwinter nimmt in ihrer Performance mit einem Boxhandschuh
am Auge des Besuchers vorsichtig Maß. Daraufhin zeichnet, malt und
tupft sie in dessen Gesicht ein "Veilchen" als Trophäe. Das Vertrauen,
sich auf die Kunst einzulassen wird belohnt, mit einem Make-up-
Gemälde – irisierend schön wie die Zeichnung einer Pfauenfeder und
zugleich mit der Anmutung einer verstörenden Deformation. Sie kehrt
damit den Gebrauch der Mittel um. Was ursprünglich für lockende
Schönheit benutzt wird, wird von ihr, widerspenstig, gegen die
Vorgaben verwendet. Die Utensilien wenden sich gegen sich selbst.
Sexyness und Entstellung gehen ineinander über. Gute Absichten paaren
sich mit fragwürdigen Hintergedanken. Wie bei einem Blind Date weiss
man nicht genau worauf man sich einlässt. Darin liegt die Versuchung.
Es kann schön werden, aber es kann auch hässlich werden. Doch die
Aktion stimmt versöhnlich. Wenn man sich drauf einlässt, kommt man
letztlich mit einem falschen blauen Auge oder etwas echt Süssem davon.

Valérie Hammerbacher