Monday, May 24, 2010

Sylvie Fleury, Formula-1-Dress, 1998

Sylvie Fleury, Formula-1-Dress, 1998, Stoff, Edition 100, 150 x 40 cm, Privatsammlung

Im Werk von Sylvie Fleury gehen Kunst-, Mode- und Trivialwelten permanent ineinander über, zugleich werden maskulin und feminin definierte Welten strategisch in Austausch gebracht. Wie Werbung und Mode den Fundus der Kunst des 20. Jahrhunderts ausgebeutet hat, so übernimmt nun die Kunst mehr und mehr Strategien von Markenkult und Laufsteg. Das Vorführen von Kunst als Trend ist bei Sylvie Fleury nicht mehr, wie noch bei Koons, als kritische oder zynische Geste zu verstehen, sondern eine für ihre künstlerische Produktionsweise grundlegende Aussage darüber, sich alles aneignen zu können. Insofern hat das Statement der Künstlerin, dass sie sich alles kauft, was ihr passt, keinen vorgängigen konsumkritischen Aspekt, sondern kann schlicht in seiner Doppeldeutigkeit beim Wort genommen werden: sie kauft sich, was ihrer Konfektionsgröße entspricht, und sie kauft, wovon sie überzeugt ist und was ihr gefällt.
In diesem Kontext ist Fleurys Formula One Dress zu interpretieren. Die Arbeit, konzipiert in einer Auflage von 100 in enger Zusammenarbeit mit Hugo Boss, verwendet den originalen Stoff des Rennanzugs von Mika Häkkinen, ebenso wie die originalen Logos. So verkehrt sich die männliche Welt der Autorennen in eine feminine Mode-Option. Das Flammendekor des Innenfutters, eine Referenz auf die Optik amerikanischer Low-Rider Autos, verschmilzt die triviale Welt der frisierten Strassenkreuzer

Dr. Renate Wiehager