Thursday, June 17, 2010

Patricia London Ante Paris

Patricia London Ante Paris, your mother's vagina, 2010, Acryl/Leinwand, Triptychon je 185 x 150 cm

Patricia London hat in Bildern, Skulpturen und Performances, mit Texten im öffentlichen Raum, Künstlerzeitschriften und kooperativen Projekten seit den 1980er Jahren die sogenannte gesellschaftliche Normalität als eigentlichen Terror identifiziert, dem intellektuell nur im Rekurs auf historisch glaubwürdige und geistig substantielle Ausformungen von Anarchie, antiautoritärer Ich-Stärkung und politisch-visionärem Humanismus zu begegnen ist. In dieser Perspektive konnten künstliche Rauschmittel und zionistische Programmschriften, körpereigene Drogen und Erich Mühsams ›Befreiung der Gesellschaft vom Staat‹, Kropotkin und Kybernetik ein belastbares Netz von Konzeptionen der Gegennormalität ausbilden. War das thematische Feld zwar weit, aber doch genau umgrenzt, so hat Patricia London parallel das Spektrum künstlerischer Medien permanent ausdifferenziert: die minutiöse Zeichnungssuite flankierte eine Aktion mit fotokopierten Plakaten im öffentlichen Raum, Schlafsack und Mohnanbau antworten dem großen Tafelbild, Wacholderdrosseln, Baumpilze und Schnirkelschnecken finden sich in Buchobjekten und Objektassemblagen zusammen.
Dr. Renate Wiehager