Saturday, June 19, 2010

Patricia London Ante Paris, Superfemmes

Patricia London Ante Paris, Superfemmes, 2010
Die Münchner Künstlerin Patricia London Ante Paris hat die Einladung zu einer Einzelausstellung in der Rathausgalerie München in ein thematisch profiliertes Gespräch mit vier weiblichen Gästen umgewandelt. Im Medium der Kunst wird hier vor und mit dem Publikum diskutiert über die Chancen einer neu zu qualifizierenden, zeitgenössischen Femininität: aus dem Bewusstsein anthropologischer und kultureller Wurzeln von Weiblichkeit heraus sowie in der Analyse von Zerrbildern des Weiblichen heute kann die Rolle der Frau in Kunst und Gesellschaft neu konturiert werden. Patricia London selbst hat ihr Konzept so zusammengefasst: »Die Ausstellung superfemmes – künstlerisches Konzept und Hypothese über den Ursprung der Faszination an der weiblichen Figur – führt fünf Künstlerinnen zusammen. Sylvie Fleury überspringt im femininen formula 1 dress lässig die Absperrungen der Männerdomäne Rennsport, Ulrike Rosenbach erobert mit Charme und Waffe die männliche Kunstwelt der 1970er Jahre. Josepine Meckseper stellt die Objekthaftigkeit des weiblichen Körpers aus, Simone Westerwinters Regieperformance zeigt, wie ambivalent im Kontext von gender die Interpretation einer Gesichtsmalerei sein kann, denn Frauen mit blauem Auge sehen aus wie Opfer, Männer dagegen wie Helden.«


Patricia Londons Untersuchungen zu den gesellschaftlichen Ausformungen patriarchaler Strukturen – die kritische Reflexion von korporativer Macht und Kapitalismus – hatte von Beginn eine Parallele in ihrer Beschäftigung mit den Erkenntnissen der Matriarchatsforschung. In den letzten Jahren hat sie sich diesen Recherchen noch einmal intensiver gewidmet und daraus verschiedene Werkgruppen und Ausstellungskonzepte konzipiert unter dem Titel ›suprematisme féminine‹. Ausgangspunkt waren die Auseinandersetzung mit dem russischen Suprematismus der 1910er/20er Jahre und die Relektüre von Hélène Cixous Schrift ›Écriture féminine‹. Wenn urzeitliche matrilineare Sozialverbände, in welchen die mütterliche Linie dominierte und Göttinnen angebetet wurden, die älteste Form menschlichen Zusammenlebens sind, könnten dann in der Zukunft, so die Frage der Künstlerin, »matriarchalisch-syndikalistische Wirtschaftsformen erneut das patriarchalisch-kapitalistische Handeln ersetzen?«


Künstlerisch diskutiert wird diese radikale Fragestellung Patricia Londons in vier Werkgruppen, die sie für die Ausstellung ›Superfemmes‹ entwickelt hat. Vier kegelförmige Softsculptures sind mit Zeichnungen von vier exemplarischen Frauenfiguren bedruckt: mit Marge Simpson (aus der comic-serie), die im November 2009 als erste Comicfigur überhaupt Pin-up im Playboy als Centerfold war; mit der Venus von der Alb, die im Juli 2009 in der Schwäbischen Alb gefundene Skulptur einer Urzeitgöttin; mit der berühmten Venus von Willendorf, eine Skulptur einer Urzeitgöttin, 25.000 Jahre, ausgegraben 1905 in der Wachau: und mit Ardi, (nach Ardipithecus) bisher älteste gefundene Hominidin, 4,4 Millionen alt, die ihre Partner nach verminderter Aggression (kurze Eckzähne) und Ästhetik (hohe Wangenknochen) auswählte, damit sie bei der Kinderaufzucht helfen.
Im Film „Superfemmes im Rathaus“, 4’19‹, übernehmen die 4 Softsculptures, die sich in Kostüme verwandeln, das Rathaus von München. Vier Grafiken zeigen die Kegel als Luftballonköpfe, der Text superfemmes ist in elliptischer Bewegung abgebildet. Das Triptychon ›your mother’s vagina‹ definiert das elliptische Ornament als das weibliche Geschlecht und verweist auf den Kontext der verdrängten gesellschaftlich führenden Position der Frau.
Dr. Renate Wiehager

Friday, June 18, 2010

heute im Künstlerinnen Klub: "Flokati Bar" und Sturmfilm von ALIX STADTBÄUMER

 "Flokati Bar" und Sturmfilm von Alix Stadtbäumer
Zur Finissage der Ausstellung Superfemmes und  präsentiert Alix Stadtbäumer  mit der Flokatibar einen Ort der Erholung mit erfrischenden und aufwärmenden Getränken.
Die mit Flokatiteppichen versehene Bar ist ein Teil des Künstlerinnenabends, der dem Thema  Kälte und Wärme gewidmet ist.Parallel dazu läuft ein Sturmfilm. In dem Loop werden Bäume vom Münchner Hochufer  von einem kräftigen winterlichen Sturm geschüttelt und wie in einem mitreißenden Tanz in rhythmische, ausladende Schwingungen gebracht.
Als Gegenstück, vergleichsweise still und von anderer Temperatur ist die überdimensional große Wärmflasche aus Karton, die in einer Art Schirmständer steht.
Ein mit Plakatfragmenten beklebter Wandteller aus Karton thematisiert die Differenz von äußeren  und inneren Gefühlstemperaturen. Auf dem  Rand des Tellers toben die Helden des Films „ the fantastic four“. Im stillen fast bedrohlich  ruhigen Tellerzentrum ist die trügerische Idylle eines bäuerlichen Wohnzimmers in einem westfälischen Heimatmuseum zu sehen.

Thursday, June 17, 2010

Patricia London Ante Paris

Patricia London Ante Paris, your mother's vagina, 2010, Acryl/Leinwand, Triptychon je 185 x 150 cm

Patricia London hat in Bildern, Skulpturen und Performances, mit Texten im öffentlichen Raum, Künstlerzeitschriften und kooperativen Projekten seit den 1980er Jahren die sogenannte gesellschaftliche Normalität als eigentlichen Terror identifiziert, dem intellektuell nur im Rekurs auf historisch glaubwürdige und geistig substantielle Ausformungen von Anarchie, antiautoritärer Ich-Stärkung und politisch-visionärem Humanismus zu begegnen ist. In dieser Perspektive konnten künstliche Rauschmittel und zionistische Programmschriften, körpereigene Drogen und Erich Mühsams ›Befreiung der Gesellschaft vom Staat‹, Kropotkin und Kybernetik ein belastbares Netz von Konzeptionen der Gegennormalität ausbilden. War das thematische Feld zwar weit, aber doch genau umgrenzt, so hat Patricia London parallel das Spektrum künstlerischer Medien permanent ausdifferenziert: die minutiöse Zeichnungssuite flankierte eine Aktion mit fotokopierten Plakaten im öffentlichen Raum, Schlafsack und Mohnanbau antworten dem großen Tafelbild, Wacholderdrosseln, Baumpilze und Schnirkelschnecken finden sich in Buchobjekten und Objektassemblagen zusammen.
Dr. Renate Wiehager

Wednesday, June 16, 2010

Simone Westerwinter, Sweet Structures - homemade

Simone Westerwinter, Sweet Structures -detail- 2010, Foto: Juergen Altmann, Make-up und Haare: Heiko Palach, Model: Val c/o ammodelmanagement.com, Postproduktion: Ramona Reuter

Simone Westerwinter beschäftigt sich in ihrem medial weit gespannten Werk – seit Ende der 1980er Jahre umfasst dies Bilder, Objekte, Skulpturen, Videos, Regieperformances sowie temporäre Projekte mit Musikern und Schauspielern – mit den Strukturen und dem ›Relief‹ zeitgenössischen Bewusstseins. Wie prägt sich das musterhafte Relief unserer Wahrnehmung den Phänomenen der Gegenwart auf? Und wie wird unser Denken in Polaritäten von Struktur versus Chaos, Ordnung versus Unordnung, Perfektion versus rohe Nachlässigkeit aus den Phänomenen selbst heraus ansichtig? Hineingestellt in diese Polarität involvieren Westerwinters Arbeiten Kunstwerk und Betrachter in eine Entscheidungssituation: das Kunstwerk als Entscheidungsplastik.
WS-Sms ist die Abkürzung für eine der Werkgruppen, an denen Simone Westerwinter seit 1990 arbeitet: ›Weltmacht Sex – Schönheit muss sein‹. Parallel dazu hat die Künstlerin an einer Werkgruppe mit karierten Mustern gearbeitet, zusammengefasst unter dem Titel ›Erziehung durch Dekoration‹. Hier nimmt Westerwinter Muster unserer täglichen Erfahrungswelt und Ästhetik auf, um die Ambivalenz von Ordnung und Unordnung sowie die Analogie von visuellen und Bewusstseins-Mustern (umgangssprachlich ›kariertem Denken‹) zu untersuchen. Die Nähe zu den JA-Arbeiten liegt in dem betont ›positiven‹ Charakter, der gleichwohl das Abgründige sprachlicher Raster wie jeder genormten Struktur offenbar werden lässt.

»Der Umgang mit Kunst vollzieht sich grundsätzlich ornamental, in meinen Worten: kariert oder mit dem Untertitel aller Arbeiten zu diesem Thema: ›Erziehung durch Dekoration‹. Wenn ich über Avantgarde nachdenke, stelle ich mir gerne die Schwelle vor, an der Kunst von Nichtkunst unterschieden wird. Denn die neueste Kunst muss doch vor allem wie KEINE Kunst oder zumindest wie schlechte Kunst aussehen, oder? Sie versucht einen Neubeginn – bei NULL oder ZERO. Etwas wird aber erst erkannt, wenn eine Ordnungsstruktur gegeben ist, in die wir es einordnen können – weil wir musterhaft wahrnehmen, begreifen und schön finden. Beim ersten Auftreten und noch NULL-sein setzt das künstlerische Werk den Prozess seiner Wahrnehmung in Gang, d.h., es wird veröffentlicht, reproduziert, multipliziert. Und mit diesem ersten frontalen Auftauchen ist auch schon der Keim zu seinem ornamentalen Gebrauch, im Extremfall zu seinem Untergang – dem visuellen und gedanklichen Verbrauch – vorausbestimmt.« (Simone Westerwinter, 2001)
Über die Skulptur und Performance ›Sweet structures, homemade‹, mit welcher Simone Westerwinter in der Ausstellung ›Superfemmes‹ vertreten ist, thematisiert die Stuttgarter Künstlerin »die Gleichzeitigkeit von Gegensätzlichem: an einem Markstand im Ausstellungsraum kann der Besucher sich entscheiden. Entweder wählt er frisch zubereitete Zuckerwatte, oder er lässt sich von der Künstlerin ein schillerndes Hämatom schminken. Die unterschiedlichen Aktionen veranschaulichen  damit zwei widerstrebende Erfahrungen des Lebens. Manchmal ist es ein Geschenk, fast klebrig-süß wie das Zuckergespinst am Jahrmarktstand, dann hat es wiederum die Härte eines Faustkampfes. Und wenn man genau hinschaut sieht man, dass es nur eine Fälschung ist.
Simone Westerwinter nimmt in ihrer Performance mit einem Boxhandschuh am Auge des Besuchers vorsichtig Maß. Daraufhin zeichnet, malt und tupft sie in dessen Gesicht ein ›Veilchen‹ als Trophäe. Das Vertrauen, sich auf die Kunst einzulassen wird belohnt, mit einem Make-up-Gemälde – irisierend schön wie die Zeichnung einer Pfauenfeder und zugleich mit der Anmutung einer verstörenden Deformation. Sie kehrt damit den Gebrauch der Mittel um. Was ursprünglich für lockende Schönheit benutzt wird, wird von ihr, widerspenstig, gegen die Vorgaben verwendet. Die Utensilien wenden sich gegen sich selbst.
Sexyness und Entstellung gehen ineinander über. Gute Absichten paaren sich mit fragwürdigen Hintergedanken. Wie bei einem Blind Date weiß man nicht genau worauf man sich einlässt. Darin liegt die Versuchung. Es kann schön werden, aber es kann auch hässlich werden. Doch die Aktion stimmt versöhnlich. Wenn man sich drauf einlässt, kommt man letztlich mit einem falschen blauen Auge oder etwas echt Süßem davon.« (Valérie Hammerbacher)
Dr. Renate Wiehager

Tuesday, June 15, 2010

Freitag, 18. Juni ab 20 Uhr Finissage und Fest

Am Freitag, 18. Juni ab 20 Uhr Finissage und Fest mit der "Flokati Bar" und Sturmfilm der Künstlerin Alix Stadtbäumer
bring your own Cd

Monday, June 14, 2010

Patricia London Ante Paris, Superfemmes im Rathaus

Superfemme versucht in die Frauengleichstellungsstelle im Münchner Rathaus einzudringen.
Superfemmes im Rathaus, ein Film von Patricia London Ante Paris, 2010, Musik: Natia Sartania (sTia)
YouTube - SuperFemmes.m4v

Sunday, June 13, 2010

Sylvie Fleury, beauty case

Sylvie Fleury, Beauty Case, 1995, Video on DVD, Duration: 6 min., Daimler Kunst Sammlung

Saturday, June 12, 2010

MONICA GOMIS, "The Peep"


In ihrer One-Woman-Show  "The Peep" überträgt Monica Gomis das bekannte Peepshow-Konzept auf den zeitgenössischen Tanz und treibt damit das Prinzip „(künstlerische) Leistung für Geld“ auf die Spitze: Nur je einem Zuschauer wird für die Dauer jeder Performance Einlass in den vor ungewollten Blicken abgeschirmten kleinen Tanz-Raum gewährt.

Monica Gomis (geb. 1973 in Alcoy/ Spanien) absolvierte zunächst eine klassische Ballettausbildung. Während eines New York-Aufenthaltes studierte sie „Authentic Movement“ am Laban Institute. Es folgten Zusammenarbeiten mit den Choreografen Trisha Brown, David Zambrano Micha Purucker, Stefan Dreher, Ludger Orlok, Jan Ritsema, Hooman Sharifi, Marten Spanberg und Martin Nachbar (u.a.). 2002 erhielt sie ein Tanzstipendium der Stadt München, während dessen sie sich mit den Arbeiten von Xavier Le Roy, Jan Ritsema und Cristine De Smedt auseinander setzte. Ihr choreografisches Debüt „Dilo, aber sag es besser 2mal, can you say it again?“ entstand 2004. Es folgten zahlreiche weitere Eigenproduktionen, u.a. „Questioning Questions?“ (2005), “Holy heels” (2006), “solo for us” (2007), “Hermanas - Gomis & Stucky” (2008) und “A Woman with a Plan” (2009).

Friday, June 11, 2010

heute im Künstlerinnen Klub: "The Peep" von Monica Gomis



Monica Gomis, The Peep, Tanzperformance, 2010


Die Conferencière von "The Peep", die Schauspielerin Linda Löbel
Kostüme: Robert Kis

Thursday, June 10, 2010

Sylvie Fleury, Twinkle

Sylvie Fleury, Twinkle
1992, Video on DVD, Duration: 29 min., Daimler Kunst Sammlung

Wednesday, June 9, 2010

superfemmes hypothese edition


Patricia London Ante Paris, superfemmes hypothese edition, 2009
Exklusiv für die Rathausgalerie/Kunsthalle der Stadt München hat die Künstlerin die limitierte 4-teilige Edition "superfemmes hypothese edition" geschaffen: C-print, je 20 x 30 cm, rückseitig signiert und nummeriert, Auflage 20

Monday, June 7, 2010

Patricia London Ante Paris, you mot gina

Patricia London Ante Paris, you mot gina, 2010, C-Print, 165 x 83 cm

Sunday, June 6, 2010

Josephine Meckseper

Josephine Meckseper, Sanitätshaus Hofmann No.1, 2007, C-Print, 160 x 233 cm, courtesy Galerie Reinhard Hauff, Stuttgart

Josephine Meckseper (*1964, Lilienthal, D, lebt in New York, USA)
Josephine Meckseper greift für ihr multimediales Werk auf künstlerische Traditionen der 1960er und 70er Jahre zurück: Pop, Konzeptkunst, Post-Minimal und Readymade, dies verbunden mit Inhalten aus Mode, Werbung, Protestkultur und politischer Agitation. Provokative und plakative Bildinhalte treffen in ihren Arbeiten auf kühle Abstraktion und trashige Alltagsmaterialien. Immer wieder – gleichsam analytisch freigestellt aus der Distanz ihres langjährigen Lebensortes New York – greift sie spezifisch deutsche Themen auf: Symbole und Bilder aus konservativer Politik, Kultur und Mode.
In neueren Werken bezieht sich Josephine Meckseper auf vorgefundene Situationen und spielt mit den komplexen Bedeutungsebenen alltäglicher Gebrauchsgegenstände und modischer Accessoires. Auch die großformatige Fotografie aus der Serie ›Sanitätshaus Hofmann No. 1‹ ist in Stuttgart im Zuge der Vorbereitung einer Ausstellung entstanden. »Auf subtile Art und Weise unterlaufen diese Arbeiten – ganz ähnlich wie Mecksepers Vitrineninstallationen – die Wahrnehmungsgewohnheiten des Betrachters in Bezug auf die Präsentation und Fetischisierung von Konsumgütern und Alltagsgegenständen. Die verstaubte Schaufensterauslage eines Orthopädiefachgeschäftes, welche normalerweise so viel Sexappeal und Glamour versprüht, wie es der Titel der Arbeiten bereits aussagt, gewinnt bei Meckseper als in Originalgröße aufgezogene Fotografie an verführerischem Charme und suggestiver Kraft.« (Galerie Hauff, Stuttgart)


Dr. Renate Wiehager

Saturday, June 5, 2010

Superfemmes bezirzt Walking Man der Munich Re


Im Künstlerinnen Klub stellt Patricia London Ante Paris mit "Kunst als Politik" die Frage, kann Superfemme den Walking Man der Munich Re bezirzen, dass die Künstler in der Elvirastrasse bleiben können?

Gestern im Künstlerinnen Klub: Kunstaktion "Kunst als Politik" von Patricia London Ante Paris


Die Soft-Skulptur Superfemme von Patricia London Ante Paris eilt durch die Ludwigstrasse zu Jonathan Borofskys Skulptur Walking Man der Munich Re.

Patricia London Ante Paris, Treffen zweier Skulpturen, Kunstaktion
Patricia London Ante Paris, Superfemme bezirzt Walking Man, Kunstaktion, 2010

Thursday, June 3, 2010

Simone Westerwinter, Sweet Structures

Simone Westerwinter, Sweet Structures -detail- 2010
Junge mit blonden Haaren, Foto: Jürgen Altmann

Im aktuellen Band von KUNSTFORUM (202, 2010, Seite 250) schreibt Stephan Meier über Simone Westerwinter http://www.kunstforum.de/monografien.asp?typ=a&pid=8505&m=

Wednesday, June 2, 2010

superwoman wilma



Patricia London Ante Paris
"superwoman wilma" 2010
c-print, 40 x 60 cm

Monday, May 31, 2010

ULRIKE ROSENBACH, Art is a criminal Action


Ulrike Rosenbach
Art is a criminal action, 1972/96; Fotomontage, Diasec; 171 x 150,5 cm; Edition 4/6; Daimler Kunst Sammlung

Wie bringt ›frau‹ die aggressive Vorherrschaft der Männer zur Strecke? Wie lässt sich deren Dominanz in Kunst, Kultur und Gesellschaft brechen, um Raum zu eröffnen für weibliche Sichtweisen? Die 29-jährige Ulrike Rosenbach hat darauf 1972 eine ebenso nahe liegende wie wirkungsvolle Antwort versucht: indem sie in die Rollen berühmter Männer schlüpft, die Waffe selbst in die Hand nimmt und aufs Publikum zielt. Der Titel "Art is a criminal action" [Kunst ist eine kriminelle Handlung] radikalisiert das Thema noch einmal: Der Angriff auf das Territorium männlicher Kunstproduktion darf nicht bescheiden und mit weiblicher Demut daherkommen, sondern muss die ›kriminellen‹ Energien männlicher Herrschaftsformen kurzfristig adaptieren, den Rollentausch üben, um sich Gehör zu verschaffen.
Rosenbachs frühe Fotomontage hat als Vorlage eine Fotografie von Andy Warhols berühmtem Double Elvis von 1963. Das Bild selbst ist Teil einer Serie, die im Entstehungsjahr in der Ferus Gallery in Los Angeles ausgestellt war. Für Warhol diente ein sogenannter ›publicity still‹ von Elvis aus dem Western ›Flaming Star‹ als Vorlage. Statt einer Gitarre hält Elvis einen Revolver in den Händen, eine Pistolentasche ist um die legendären Hüften geschlungen, ein Jagdmesser an der Seite. Das Ergebnis: ein Bild mythischer, aggressiver, sexuell aufgeladener Männlichkeit, wie es mit dem Siegeszug des Pop auch über Europa hereingebrochen war. Rosenbach imitiert (mit ausdrücklicher Erlaubnis von Warhol) Kleidung und Haltung seines Elvis und montiert sich – eine damals noch gänzlich unbekannte Künstlerin – an die Seite des gefeierten Rockstars.

Dr. Renate Wiehager

Sunday, May 30, 2010

Superfemmes im Rathaus


Superfemmes im Rathaus, 2010, abstraktes Ballett für vier soft-sculptures, Musik: Natia Sartania, ein Film von Patricia London Ante Paris

Saturday, May 29, 2010

Gestern im Künstlerinnen Klub: die Schauspielerin Sarah Camp und die Performancekünstlerin Martina Bieräugel


Die Performance "Konterfei" von Martina Bieräugel bannte das Publikum des Künstlerinnen Klubs in doppelter Hinsicht: der grossartigen Sarah Camp zuhörend, wie sie Texte von Ovid bis Lancan zum Thema Portrait las, und Martina Bieräugel zusehend, wie sie Portraitwillige in zehnminütigen sets ablichtete.
Die unterschiedlichen Posen, die diese einnehmen sollten, fielen den einen schwerer, den andern leichter, doch die Fotografin brachte alle dazu, vor der Kamera zu agieren, nicht leicht vor neugierigem Publikum. Dass die Texte nicht nur philosophisch, sondern auch ironisch waren, kam der Satirikerin Sarah Camp sehr gelegen. Und so konnten wir in der kontemplativen Ambivalenz von konzentriertem Zuhören und genauem Beobachten des photo-shooting hin- und herschweifen.


Friday, May 28, 2010

JETZT um 17 Uhr im Künstlerinnen Klub in der Rathausgalerie:::KONTERFEI


die Performerin MARTINA BIERÄUGEL porträtiert Besucher/innen und die Schauspielerin SARAH CAMP liest Texte zum Thema.

Thursday, May 27, 2010

Josephine Meckseper im SZ Magazin 19/2010


Josephine Meckseper, Collage zum Thema Hoffnung, 2010, copyright by the artist and SZ.

link zum Interview mit Josephine Meckseper:"Hoffnung ist für mich ein dubioser Begriff"

Wednesday, May 26, 2010

Sylvie Fleury, Formel-1-Kleid, 1998



Beantwortet Sylvie Fleurys Formel-1-Kleid die Frage "Werden wir in 20 Jahren eine Formel-1-Siegerin haben?" mit einem optimistischen Ja?

Tipp! Written on the Wall
Sylvie Fleury: "Astarte's Cave", bis Anfang August im KUBUS, Petuelpark

Tuesday, May 25, 2010

Künstlerinnen Klub in der Rathausgalerie am Freitag, 28. Mai von 17 -19 Uhr


Künstlerinnen Klub mit der Performerin Martina Bieräugel und der Schauspielerin Sarah Camp. Alle sind herzlich eingeladen.

Monday, May 24, 2010

Sylvie Fleury, Formula-1-Dress, 1998

Sylvie Fleury, Formula-1-Dress, 1998, Stoff, Edition 100, 150 x 40 cm, Privatsammlung

Im Werk von Sylvie Fleury gehen Kunst-, Mode- und Trivialwelten permanent ineinander über, zugleich werden maskulin und feminin definierte Welten strategisch in Austausch gebracht. Wie Werbung und Mode den Fundus der Kunst des 20. Jahrhunderts ausgebeutet hat, so übernimmt nun die Kunst mehr und mehr Strategien von Markenkult und Laufsteg. Das Vorführen von Kunst als Trend ist bei Sylvie Fleury nicht mehr, wie noch bei Koons, als kritische oder zynische Geste zu verstehen, sondern eine für ihre künstlerische Produktionsweise grundlegende Aussage darüber, sich alles aneignen zu können. Insofern hat das Statement der Künstlerin, dass sie sich alles kauft, was ihr passt, keinen vorgängigen konsumkritischen Aspekt, sondern kann schlicht in seiner Doppeldeutigkeit beim Wort genommen werden: sie kauft sich, was ihrer Konfektionsgröße entspricht, und sie kauft, wovon sie überzeugt ist und was ihr gefällt.
In diesem Kontext ist Fleurys Formula One Dress zu interpretieren. Die Arbeit, konzipiert in einer Auflage von 100 in enger Zusammenarbeit mit Hugo Boss, verwendet den originalen Stoff des Rennanzugs von Mika Häkkinen, ebenso wie die originalen Logos. So verkehrt sich die männliche Welt der Autorennen in eine feminine Mode-Option. Das Flammendekor des Innenfutters, eine Referenz auf die Optik amerikanischer Low-Rider Autos, verschmilzt die triviale Welt der frisierten Strassenkreuzer

Dr. Renate Wiehager

Sunday, May 23, 2010

Simone Westerwinter, Performance "Sweet Structures - homemade"





Vor die Wahl gestellt "Zuckerwatte oder Blaues Auge?" entschieden sich die meisten Ausstellungsbesucher/innen für eine Gesichtsmalerei in Form eines Hämatoms von Simone Westerwinter.

Saturday, May 22, 2010

Gestern im Künstlerinnen Klub: die georgische Dokumentarfilmerin Natia Arabuli


Gestern wurde im Künstlerinnen Klub "Fatimas Erwachen", GE, 2009, 30 Min. der georgischen Dokumentarfilmerin Natia Arabuli gezeigt. Der Film begleitet ein Jahr lang die 17-jährige Tschetschenin Fatima, die von den Kriegswirren in ein Bergdorf im Nordosten Georgiens verschlagen wurde. Natia Arabuli dokumentiert den schmerzhaften Entwicklungsprozess einer jungen Ehefrau, gefangen in patriarchalischen Familienstrukturen bis zur Geburt ihrer Tochter, die ihr unverhofft Mut gibt, ihr Leben selbst in die Hand zu nehmen.

Natia Arabuli wurde 1967 in Tschuba, Georgien geboren. Nach abgeschlossenem Philologie-Studium und Lehrtätigkeit studierte sie Fernsehregie in Tiflis und realisierte kurze Dokumentarfilme. Ihre Regieausbildung vervollständigte sie durch ein Aufbaustudium an der Bayerischen Akademie für Fernsehen. 2004 kehrte sie nach Tiflis zurück und gründete eine eigene Produktionsfirma; parallel dazu arbeitet sie als Dozentin an der Filmakademie. (Programm 3sat)

Natia Arabuli is a philologist and has studied film at Tbilisi university. She teaches now at the famous Film Academy Tbilisi, where all the great Georgian directors (Iosseliani, Parajanoff) come from.
Arabuli's documentary "Fatima's Awakening" 2009, was produced by 3sat/ZDF and shown there last year.
It's on the life of a 17-year-old Chechenyan girl, who escaped from the war in Grosny 80 km to Pankissi Valley in the Georgian Caucasus mountains.
The daily life of Fatima and the difficult situation of her pregnancy and the relation with her Georgian husband is shown without explanation or superior commentary. You are sharing Fatima's life, as if you were with her like a friend. There is no more difference between seeing the film and being there.
Asked how she achieved this, as Fatima and the other protagonists are no actors, Natia Arabuli tells, that over months she gained the trust of the refugees in Pankissi valley by visiting them regularly. For the making of the film she really lived with the family and became a close and self-evident member. "Fatima's Awakening" was done with a complete female team.

At the moment Natia Arabuli does a filmed autobiography and her script "Beyond the Mountains" will be produced this year.

The screening of Natias film was followed by a vivid 40 min. discussion of the very interested audience on cultural and gender similarities and on Arabulis fascinating formal qualities of intimate documentation. (patricia london ante paris)

Thursday, May 20, 2010

superfemmes demonstrate on ATHENS - PANEPISTIMIOU


opening performance by Patricia London Ante Paris for GENDER-SHOW at Goethe-Institut Athens with Nezaket Ekici, Grit Hachmeister, Pepa Hristova, Patricia London Ante Paris.
Athen - Veranstaltungen - Goethe-Institut

Wednesday, May 19, 2010

Tuesday, May 18, 2010

HYPOTHESE superfemmes

Superfemmes
Plötzlich hatte ich die Vision, dass wir die Abbildung der nackten Frau so gerne sehen, weil sie unser epi-genetisches Gedächtnis an gerechtere Zeiten erinnert.
Pin-ups erinnern uns an die großen Göttinnen.
Marge Simpson, center-fold im Playboy.
Eine Prozession aurignacischer Figuren, die ihre Politik präsentieren.
Schäfflertanz. Success, success. Frauengleichstellungsstelle.
Warum ist weibliches Haar unrein?
In allen großen Religionen ist die Frau irgendwo unrein oder minderwertig: im Christentum, im Judentum, im Islam, in Hinduismus und Buddhismus, bei den Aborigines, usw.
Wie können Frauen überhaupt religiös sein, wenn keine Religion weiblich strukturiert ist?
4-sisters-ballett.women share their resources more easily.
Antimetaphysischer topologischer Raum zwischen Einheit und Verfassung (Omonia und Syntagma).
Das Eigentum wird umverteilt. Suspension.
Bahia, Bahia. Venus von der Alb.
Areligiöse superfemmes sind superprädestiniert für die Exekution des Superkapitalismus.
Executive mission.Everything belongs to everyone..
Wann kommt endlich das unglückliche Bewusstsein?
Why do women love so much to expose themselves?
Was wäre, wenn der Geldsackmann über dem Eingang der Rathausgalerie eine Frau wäre?
Superfemme Superkapitalistin.
Your mothers vagina.
Tritt eine Frau als Model, Tänzerin, go-go-girl in einem sinnfreien Kontext auf, ist die Faszination, ihr zuzusehen, eine hypnotische Erinnerung an Goldene Zeiten.
Deshalb verbringen die superkapitalistischen Banker ihre Abende am liebsten in Strip-lokalen. Sie träumen von der großen gerechten Muttergöttin.
Pin-ups remind us of the Grandes Déesses.
Superfemmes ist eine neo-post-feministische Neuinterpretation der weiblichen Nacktheit. Sie wurde zum Objekt der Begierde, weil Männer vergessen mussten, dass die nackte weibliche Figur ursprünglich Repräsentantin der Großen Muttergöttin war, die eine gerechte Gesellschaft symbolisierte. Aus der Verdrängung entwickelte sich die irrationale Faszination am weiblichen Körper und seinem Geheimnis.
Venus von Willendorf, Catal Hüyük, Marija Gimbutas.
Matriarchatsforscherinnen werden vom herrschenden System nicht anerkannt. Lehrstühle werden ihnen systematisch entzogen.
Wilma, die Neandertalerin
Das Konstrukt männliche Jäger und weibliche Sammlerinnen entspringt dem männlichen Überlegenheitswahn: die Analyse von Wilmas Knochen beweist, dass die Neandertalerin ebenso Jägerin war, wie ihre männlichen Kollegen.
Two bloody things:
Das Patriarchat konzentriert sich auf den Verlust der Jungfräulichkeit, das Matriarchat fokussiert auf die Menarche, dem Beginn der Fruchtbarkeit.
Die Vagina deiner Mutter.
Matrilineare Sozialverbände sind die älteste Form menschlichen Zusammenlebens. Vom Beginn der Prähistorie vor ca. 60.000 Jahren bis vor ca. 6.000 Jahren war das soziale Leben matrifokal organisiert. Es zeichnete sich durch Kollektivbesitz aus. Es gab weder Kriege zur Bereicherung, noch Monogamie. Die etablierte sich erst mit dem Beginn des Patriarchats, um Frau und Kinder als Eigentum zu besitzen.
Daraus resultiert eine Totalkritik am Kapitalismus, dem männlichen Wirtschaftssystem und die Frage: Können matriarchalisch-syndikalistische Wirtschaftsformen erneut das patriarchalisch-kapitalistische Handeln ersetzen?
Top- Managerinnen, Steinzeitgöttinnen, pin-ups, Hominidinnen.
Ardipithecus trifft Avantgarde:
Ardi, erste uns bekannte Urahnin der Menschen wählte vor 4,4 Millionen Jahren ihre Partner nach ästhetischen Gesichtspunkten - mit hohen Wangenknochen -, und nach Sanftheit - mit kurzen Eckzähnen -, damit die Männchen bei der Kinderaufzucht helfen.
Einige sehr ambitionierte Frauen wählen sich Partner aus, die selbst keine Karriere machen und die Kinder aufziehen.
Diese Frauen, die sich im männlich orientierten System ganz oben behaupten, setzen sich über Vorurteile hinweg und knüpfen an Ardis avantgardistische Auswahl an: zirkuläre Evolution.
Supersurreal superfemme revolution. (3 Schüsse)
Triangulation; der topologische, gekrümmte Raum, in dem die Vergangenheit in der Zukunft wieder auftaucht.

Patricia London Ante Paris, 2010

Monday, May 17, 2010

HYPOTHESE superfemmes





Patricia London Ante Paris, Hypothese Superfemmes, je 165 x 110 cm

Saturday, May 15, 2010

superfemmes demonstrate on ATHENS - PANEPISTIMIOU



yesterday nite after the rough teargas included right wing demonstration concerning erdogans visit to athens, the probably most sweet demonstration for a new economic system took place in athens.

Friday, May 14, 2010

today at 20:30 superfemmes are in athens

and demonstrate on panepistimiou, the street where the daily demonstrations take place. superfemmes are part of GENDER SHOW at Goethe-Institut Athens until July 21st.


patricia london ante paris, Superfemmes, 2010, soft-sculptures,
photo: holger albrich

Thursday, May 13, 2010

SWEET STRUCTURES - homemade, a performance by simone westerwinter


Sweet structures, homemade

In ihrer Performance „Sweet structures, homemade“ thematisiert die
Stuttgarter Künstlerin Simone Westerwinter die Gleichzeitigkeit von
Gegensätzlichem: an einem Markstand im Ausstellungsraum kann der
Besucher sich entscheiden. Entweder wählt er frisch zubereitete
Zuckerwatte, oder er lässt sich von der Künstlerin ein schillerndes
Hämatom schminken. Die unterschiedlichen Aktionen veranschaulichen
damit zwei widerstrebende Erfahrungen des Lebens. Manchmal ist es ein
Geschenk, fast klebrig-süß wie das Zuckergespinst am Jahrmarktstand,
dann hat es wiederum die Härte eines Faustkampfes. Und wenn man genau
hinschaut sieht man daß es nur eine Fälschung ist.
Simone Westerwinter nimmt in ihrer Performance mit einem Boxhandschuh
am Auge des Besuchers vorsichtig Maß. Daraufhin zeichnet, malt und
tupft sie in dessen Gesicht ein "Veilchen" als Trophäe. Das Vertrauen,
sich auf die Kunst einzulassen wird belohnt, mit einem Make-up-
Gemälde – irisierend schön wie die Zeichnung einer Pfauenfeder und
zugleich mit der Anmutung einer verstörenden Deformation. Sie kehrt
damit den Gebrauch der Mittel um. Was ursprünglich für lockende
Schönheit benutzt wird, wird von ihr, widerspenstig, gegen die
Vorgaben verwendet. Die Utensilien wenden sich gegen sich selbst.
Sexyness und Entstellung gehen ineinander über. Gute Absichten paaren
sich mit fragwürdigen Hintergedanken. Wie bei einem Blind Date weiss
man nicht genau worauf man sich einlässt. Darin liegt die Versuchung.
Es kann schön werden, aber es kann auch hässlich werden. Doch die
Aktion stimmt versöhnlich. Wenn man sich drauf einlässt, kommt man
letztlich mit einem falschen blauen Auge oder etwas echt Süssem davon.

Valérie Hammerbacher

Tuesday, May 11, 2010

Sunday, May 9, 2010

opening may 7th




Ausstellungsbesucher mit Gesichtsmalerei von Simone Westerwinter

Einführung

Dr. Renate Wiehager
SUPERFEMMES

Die Münchner Künstlerin Patricia London Ante Paris hat die Einladung zu einer Einzelausstellung in der Rathausgalerie München in ein thematisch profiliertes Gespräch mit vier weiblichen Gästen umgewandelt. Im Medium der Kunst wird hier vor und mit dem Publikum diskutiert über die Chancen einer neu zu qualifizierenden, zeitgenössischen Femininität: aus dem Bewusstsein anthropologischer und kultureller Wurzeln von Weiblichkeit heraus sowie in der Analyse von Zerrbildern des Weiblichen heute kann die Rolle der Frau in Kunst und Gesellschaft neu konturiert werden. Patricia London selbst hat ihr Konzept so zusammengefasst: »Die Ausstellung superfemmes – künstlerisches Konzept und Hypothese über den Ursprung der Faszination an der weiblichen Figur – führt fünf Künstlerinnen zusammen. Sylvie Fleury überspringt im femininen formula 1 dress lässig die Absperrungen der Männerdomäne Rennsport, Ulrike Rosenbach erobert mit Charme und Waffe die männliche Kunstwelt der 1970er Jahre. Josephine Meckseper stellt die Objekthaftigkeit des weiblichen Körpers aus, Simone Westerwinters Regieperformance zeigt, wie ambivalent im Kontext von gender die Interpretation einer Gesichtsmalerei sein kann, denn Frauen mit blauem Auge sehen aus wie Opfer, Männer dagegen wie Helden.«

›Superfemmes‹ – der Titel der von Patricia London Ante Paris kuratierten Ausstellung in der Rathausgalerie München klingt zugleich verlockend und bedrohlich. Man denkt zunächst an die allgegenwärtige Vision vom ›Supermodel‹, dazu passt, dass der Designer Moises de La Renta gerade ein ›Super-Femme T-shirt‹ herausbringt, das man vielleicht demnächst auch an Michelle Obama bewundern darf, die Kosmetikindustrie ist mit Kajal, Lotion oder Lipgloss unter dem Label dabei, eine ›femme‹ oder ›super-femme‹ bezeichnet im urbanen Jargon auch eine dominante, sich eher männlich gebende Lesbierin. Das eher bedrohliche Potential weist in die Richtung ›Domina‹ und ›Powerfrau‹: »Trümmerfrau, ja – Powerfrau, nein danke« titelte 2007 das Handelsblatt und berichtete von deutschen Top-Managern, die ihre Großmütter bewundern, aber Karrierefrauen in Ihrer Nähe misstrauen.


Die fünf Künstlerinnen der Ausstellung spielen in ihren Arbeiten genau mit diesem Potential weiblicher Präsenz im Spannungsfeld von Verlockung und Aggression. Ulrike Rosenbach lächelt unter schöner schwarzer Mähne den Betrachter an, auf welchen sie gleichzeitig ihre Waffe richtet. Sylvie Fleury posiert lässig und attraktiv auf der Rennstrecke in ihrem Formel-I-Kleid, man spürt aber doch die Radikalität ihres Übergriffs auf den maskulinen Kosmos des Rennsports. Patricia Londons Softskulpturen tanzen durch das Rathaus, aber ihre Texte plädieren für umstürzlerische gesellschaftliche und politische Neubewertungen. Simone Westerwinter verführt den Betrachter mit Süßigkeiten und von Künstlerinnenhand aufgelegter Gesichtsmalerei, aber das Ergebnis – ein deftiges blaues Auge – versetzt jedem unvorbereitetem Betrachter einen ernsten Schrecken. Die aus der Mode gekommene Unterwäsche in Josephine Mecksepers fotografierter Schaufensterauslage zieht den voyeuristischen Blick an, entfaltet untergründig aber auch die Vorstellung einer archaischen weiblichen Potenz, der die Männerwelt nicht wirklich etwas entgegen zu setzen hat. Fast alle Künstlerinnen agieren auch selbst als Teil ihrer Arbeiten und identifizieren sich auf diese Weise mit der Vieldeutigkeit ihrer Werke in den Rollen von Täterin, Beobachterin, Opfer, Akteurin.


Saturday, May 8, 2010

Superfemmes im Rathaus, ein abstraktes Ballett für 4 soft-sculptures



ein Film von Patricia London Ante Paris, 2010, Musik: Natia Sartania
Tänzerinnen: Martina Bieräugel, Monika Hinz, Ana Nikolaishvili, Alix Stadtbäumer.
Die 4 superfemmes dringen sanft in das Münchner Rathaus, die Zentrale der Macht, ein, tanzen im Prunkhof und verschwinden in der Fußgängerzone.
you tube link:
http://www.youtube.com/watch?v=dL20xg-ixec&feature=email